Entdeckt man preisgünstige Briefmarkenangebote auf Online-Plattformen, so ist das Interesse schnell geweckt. Gut, dass bei der Recherche meist ohnehin ein MICHEL-Katalog zur Hand ist. Denn findet sich bei der gesuchten Ausgabe ein „F“ im Oval, so ist dies ein Hinweis darauf, dass Falschstempel vorkommen.

In solchen Fällen empfiehlt es sich immer, darauf zu achten, ob dem Angebot Dokumente über eine Stempelprüfung durch anerkannte Experten beigegeben sind. Ein Ebay-Angebot von März 2021 preist einen angeblich echten FDC mit Berliner Grünaufdrucken MiNr. 64–67 an. Dabei ist auch der Katalogwert für einen echten FDC in Höhe von 6500 Euro angegeben. Mit Falz notiert der Markensatz im MICHEL 75 Euro; einen ungebrauchten Satz mit üblicher Zähnung kann man aktuell für 250 Euro kaufen.

Hier sind die Marken aus dem Angebot abgebildet und einem Vergleichsbild mit echtem Stempelabschlag gegenübergestellt. Nehmen wir uns einen Augenblick Zeit, um die Stempel miteinander zu vergleichen: Ganz abgesehen davon, dass keiner der falschen Abschläge wirklich rund ist, sieht man auf allen Abschlägen zum Beispiel das „P“ von „Philatelisten“ unten zu kurz abgeschlagen. Die Abkürzung „Nklln.“ steht weiter vom Rand weg als die anderen Buchstaben. Alle „o“ in „Volksfest“ stehen etwas tiefer. Letztlich weicht jedes Detail von einem echten Abschlag ab. Für den angebotenen FDC erwächst durch die exakt übereinstimmenden Abweichungen in allen Stempelabschlägen bereits ein starker Verdacht auf eine Stempelfälschung.

Die Fälschung bestätigt sich nach der Analyse eines echten Vergleichsstücks. Die Buchstaben sind exakt und gerade; sie tanzen auch nicht auf den vorgesehenen Stellen hin und her. Die Grafik in der Mitte des echten Stempels zeigt weit größere Detailtiefe als die primitive Fälschung. Im echten Wappen ist links ein Adler und rechts ein Berliner Bär zu sehen. Zu einem Turm führt ein Weg mit 7 Stufen. Auf der Fälschung sind maximal 5 Stufen zu sehen, und die Details verlieren sich in Klecksen.

Wir sehen also: Mit ein wenig Augenmerk auf die kritischen Details lässt sich die Fälschung recht gut von den Original-Stempeln unterscheiden. So haben wir uns eine Enttäuschung beim Online-Kauf erspart.

Autor: Jürgen Kraft