Willy Brandt wurde am 18. Dezember 1913 in Lübeck als Herbert Ernst Karl Frahm geboren und engagierte sich bereits in jungen Jahren in der Politik. Nach dem Beginn der NS-Diktatur floh er nach Oslo und Stockholm und leistete von dort aus Widerstand gegen das Hitler-Regime.

Im Exil nahm er den Namen Willy Brandt an, den er bis zu seinem Lebensende beibehielt. Nach dem Ende des Krieges kehrte Brandt nach Deutschland zurück. Von 1957 bis 1966 amtierte er als Regierender Bürgermeister von Berlin, von 1964 bis 1987 war er SPD-Parteivorsitzender und von 1966 bis 1969 bekleidete er im Kabinett Kiesinger das Amt des Außenministers und des Vizekanzlers.

Nachdem Willy Brandt am 21. Oktober 1969 zum Bundeskanzler gewählt worden war, setzte er sich mit seiner „Neuen Ostpolitik“ intensiv für eine Aussöhnung mit den östlichen Nachbarn und für eine Abmilderung der Folgen des Kalten Krieges ein. Die „Politik der kleinen Schritte“, die langfristig zu einem „Wandel durch Annäherung“ führen sollte, mündete in die Unterzeichnung der Ostverträge, in deren Mittelpunkt der gegenseitige Gewaltverzicht und das allseitige Respektieren der Unverletzlichkeit der Grenzen in Europa standen. Unmittelbar vor Unterzeichnung des „Vertrags zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen über die Grundlagen der Normalisierung ihrer gegenseitigen Beziehungen“ (kurz: Warschauer Vertrag) besuchte Willy Brandt am 7. Dezember 1970 in der polnischen Hauptstadt das Ehrenmal für den Warschauer Ghetto-Aufstand von 1943 und sank dort spontan auf die Knie. Dieser bewegende Moment wurde weltweit als Bekenntnis zu Schuld und Verantwortung und als Bitte um Vergebung für die von den Deutschen während des Zweiten Weltkrieges begangenen Verbrechen verstanden. Seine immense Bedeutung für die deutsch-polnische Aussöhnung und den innereuropäischen Versöhnungsprozess ist heute unbestritten. 1971 wurde Willy Brandt mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Er starb am 8. Oktober 1992 in Unkel.

Erstausgabetag: 3. Dezember 2020

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