MiR 6 2018-2(mi) „Mein Porträt wird glücklich, es gleicht sehr“, erinnert sich Deutschlands berühmtester Dichter in seiner „Italienischen Reise“, einer Reisebeschreibung in zwei Bänden aus den Jahren 1816 und 17. Als Johann Wolfgang von Goethe zwischen 1786 und 1788 Italien bereiste, verband ihn eine enge Freundschaft zu dem in Rom wohnenden deutschen Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein.

Dieser war ein glühender Verehrer des angesehenen Literaten und ließ es sich nicht nehmen, ihn auf einem lebensgroßen Porträt inmitten der italienischen Landschaft festzuhalten. Jenes um 1787 entstandene Ölgemälde „Goethe in der Campagna“ prägte maßgeblich die Vorstellung von dessen äußerlicher Erscheinung.

Auf dem Gemälde ruht Goethe halb sitzend, halb liegend auf einem zerbrochenen ägyptischen Obelisken und blickt nachdenklich in die Ferne. In der nahen Umgebung ist ein griechisches Marmorrelief zu sehen, auf dem Figuren aus der Iphigenie-Sage abgebildet sind. Damit verweist Tischbein auf Goethes Bühnenstück „Iphigenie auf Tauris“, das der Dichter während seines Aufenthalts in Versform goss. Im Hintergrund ist eine arkadische Landschaft dargestellt und am Horizont eine Bergkette, bei der es sich wohl um die Albaner oder die Sabiner Berge handelt.

Die imposante Ausstrahlung des Bildes können auch die vielbeschriebenen anatomischen und farblichen Mängel nicht mildern. Rätselhaft sei zum Beispiel die Darstellung des rechten Fußes, der ein linker zu sein scheint. Dennoch gilt des Gemälde als eines der bekanntesten der deutschen Kunstgeschichte und zugleich als ideale Verkörperung des Dichters. Nach mehreren Vorbesitzern gelangte es 1887 als Schenkung der Baronin Adèle von Rothschild in die Sammlung des Frankfurter Städel-Museums und regt noch heute zur Entschlüsselung seiner Geheimnisse an.

Das Motiv ist von Stefan Klein und Olaf Neumann aus Iserlohn entworfen worden. Erstausgabetag: 07. Juni 2018.

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