(tb) In mehr oder minder regelmäßigen Abständen fordern führende Vertreter der Deutschen Post höhere Entgelte im Briefdienst. Unverzüglich folgt dann der Protest der Wettbewerber und anderer Kritiker. Mitte November war es wieder soweit.

 

Briefvorstand Jürgen Gerdes wies in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung darauf hin, dass der Inlands-Standardbrief in Deutschland mit 70 Cent weniger koste als im europäischen Durchschnitt. Reflexartig kamen Antworten, unter anderem von Florian Gerster, Vorsitzender des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK), der die wesentlichen Wettbewerber der Post vertritt. Gerster warnte, Preiserhöhungen gingen zu Lasten der Verbraucher.

 

In dem Gespräch kritisierte Gerdes die gesetzliche Pflicht, als Universaldienst an sechs Tagen die Woche Briefe und Pakete austragen zu müssen. Mit ausgewählten Kunden erprobe die Deutsche Post derzeit die Zustellung zu fest vereinbarten Zeitpunkten an weniger als sechs Wochentagen. Der Politiker forderte Gerdes auf, der Realität ins Auge zu blicken. Scharf ging er mit der Regulierung im Werbemarkt zu Gericht. Die Aufsicht habe nicht begriffen, dass nicht andere Postdienste, sondern Anbieter im Internet die wesentlichen Konkurrenten seien. Ausdrücklich dementierte Gerdes Gerüchte, die Deutsche Post verliere mit dem E-Postbrief Geld. Dank der Aufträge von Massenversendern wie Telekommunikationsunternehmen, Banken und Versicherungen, aber auch Behörden arbeite das Segment gewinnträchtig. Nicht die Erwartungen erfüllt hat der E-Postbrief im Geschäft mit Privatkunden. Diese ziehen weiterhin den klassischen Brief vor.