(tb) Die zweite Fabrik für den Streetscooter der Deutschen Post entsteht in Düren. Sie soll im kommenden Jahr die Produktion aufnehmen. Die Kapazität beträgt zunächst 10 000 Fahrzeuge im Jahr, also denselben Wert wie im Aachener Stammwerk.

 

Eine Erhöhung auf insgesamt 30 000 oder gar jeweils 20 000 Wagen pro Fabrik ist möglich. Für die Dürener Fabrik sicherte sich die Post eine Halle, in der zuvor ein Zulieferer der Automobilindustrie tätig war. Eine gewisse Symbolik kann man daran wohl erkennen. Neben den beiden klassischen Modellen Work und Work XL sowie dem zusammen mit Ford auf Basis des Transit gebauten Transportern kündigte die Deutsche Post leistungsstärkere Streetscooter an. Die Varianten des Work und Work XL werden eine Höchstgeschwindigkeit von 120 statt 85 Kilometern pro Stunde und eine Reichweite von 200 statt 80 Kilometern aufweisen.

 

In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel vom 30. September kündigte Brief-Vorstand Jürgen Gerdes an, die leistungsstärkeren Wagen werden „in wenigen Wochen“ bereitstehen. In den kommenden beiden Jahren will der Konzern 500 Streetscooter mit Brennstoffzelle erproben. Die Brennstoffzelle wandelt Wasserstoff in elektrischen Strom für den Antrieb um. In die Umwelt entweicht unschädliches Diwasserstoffoxid, umgangssprachlich einfach Wasser genannt. Als problematisch erachtet die Deutsche Post die bislang geringe Zahl von Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland. Zusammen mit einem Partner suche die Deutsche Post eine Lösung, erklärte Gerdes. An der Brennstoffzelltechnologie hatte sich die Altautoindustrie bislang die Zähne ausgebissen. Im Streetscooter sieht Gerdes nicht nur wegen des fehlenden Schadstoffausstoßes vor Ort – von Schadstofffreiheit kann man nur sprechen, wenn der Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wird – eine Entwicklung mit Zukunft. Wie Gerdes dem Spiegel verriet, spart die Deutsche Post dank der ausgeklügelten Konstruktion auch 60 bis 80 Prozent der Kosten für Wartung und Reparatur. Das beschert der Post einen weiteren Vorteil gegenüber Wettbewerbern.

 

Im kommenden Jahr steht die Erprobung autonom fahrender Streetscooter auf dem Programm. Das Experiment, das die Zusteller entlasten soll, findet in Zusammenarbeit mit dem Zulieferer ZF und dem Mikrochip-Hersteller Nvidia statt. Wann der Versuch beginnt und wo er stattfindet, steht noch nicht fest.