MiR 11 2016 55(mi) Sehr geehrte MICHEL-Redaktion,

da ich einige Sammelgebiete neu angefangen habe, habe ich mir auch zwei neue MICHEL-Kataloge gekauft. Für die Niederlande ist dort vermerkt, dass alle Ausgaben ab MiNr. 1092 sowie die Freimarken der Jahre 1969–1976 frankaturgültig sind. Bei Frankreich heißt es sogar, dass alle Ausgaben ab MiNr. 1 noch gültig sind, wenn nicht anders angegeben.

Mich würde interessieren, wie dann hier die Verrechnung ist. Wie ist der Kurs zum jetzigen Euro? In den vergangenen Jahren ist das Porto auch in diesen Ländern ständig gestiegen. Muss das Porto in Gulden bzw. Francs ständig neu umgerechnet werden? Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir hierzu eine Auskunft erteilen könnten. Für die Rückantwort füge ich 70 Cent in Briefmarken bei.

 

Mit freundlichen Grüßen

Egon W.

 

MiR 11 2016 55-2Sehr geehrter Herr W.,

 

bei einer Währungsumstellung gibt es meistens ein festes Verhältnis für den Wert von alter zu neuer Währung. In diesem Verhältnis muss man dann die Nennwerte von Briefmarken in alter Währung in die aktuelle Währung umrechnen und so viele Briefmarken verkleben, bis das jeweils aktuelle Entgelt erreicht ist.

 

Nehmen wir als Beispiel Frankreich, wo zwei Währungsumstellungen zu berücksichtigen sind, und hier den Standardbrief mit Zustellung innerhalb 24 Stunden im Inland. Dieser „Lettre prioritaire“ kostet aktuell 80 Euro-Cents.

 

Die älteste noch frankaturgültige französische Briefmarke ist die MiNr. 3, die seit 1. Januar 1849 gültig ist. Ihr ursprünglicher Nennwert war 20 französische Centimes. Am 1. Januar 1960 wurde der alte französische Franc durch den neuen französischen Franc abgelöst. Dabei entsprachen 100 alte Francs einem neuen Franc. Um den ab 1960 aktuellen Nennwert der Briefmarke MiNr. 3 zu ermitteln, muss man den alten Nennwert von 20 alten französischen Centimes durch 100 teilen. Das ergibt dann 0,2 neue französische Centimes.

 

Am 1. Januar 2002 erfolgte dann die Umstellung in Euro. Der Umrechnungskurs hierfür beträgt 6,55957 neue französische Francs = 1 Euro. Für die MiNr. 3 ergibt dies den aktuellen Frankaturwert von 0,03049 Euro-Cent.

 

Um ausschließlich mit der MiNr. 3 aktuell einen Lettre prioritaire zu frankieren, bräuchte man 2624 Stück dieser Marke. Das wird natürlich niemand tun, denn selbst ein schlecht erhaltenes Stück der MiNr. 3 ist mehr wert als der Brief kostet.

 

Es ist aber natürlich durchaus sinnvoll, Marken in neuen französischen Francs aufzubrauchen, wenn man überzählige hat. 80 Euro-Cent entsprechen 5,24 neuen französischen Francs, und die kann man schon zusammenbringen und auf den Brief kleben. Man sollte aber nicht erwarten, dass solche Briefe, die in durchaus größerer Zahl vorkommen, mathematisch exakt frankiert sind.

 

Mit freundlichen Grüßen

MICHEL

 

Abbildungen:

1: Ein korrekt umgerechneter Brief von Frankruch ins europäische Ausland zu 20 Gramm. 6,25 Franc entstrechen 0,95 Euro, wie auf dem Brief ein Aufkleber vermerkt.

2: Nicht korrekt umgerechneter Brief von Frankreich ins europäische Ausland. Zwar beträgt das Porto rein summarisch 6,30 Franc, der Absender hat aber - geflissentlich? - übersehen, dass zwei der aufgeklebten Postwertzeichen von vor 1960 datieren, also auch der ersten Währungsrechnung zu unterziehen gewesen wären.

 

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