MiR 1 2017 67-2(mi) Sehr geehrte MICHEL-Redaktion,

ich habe die folgende Frage: Briefmarken, welche auf Briefumschläge geklebt wurden, kann man normalerweise ablösen, indem man die Briefumschläge in warmes Wasser legt. Aber die Briefmarken aus Australien, Großbritannien (hier speziell die Weichnachtsmarken), Belgien und vielleicht noch anderen Ländern sind in warmem Wasser nicht abzulösen. Manchmal will es gelingen, wenn man die Briefmarken eine kurze Weile in Benzin taucht und danach die Rückseite mit Maisstärkepuder bestäubt. Wissen Sie eine Lösung? Gerne warte ich auf eine Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Frans G.

 

Sehr geehrter Herr G.,

 

Marken mit schwer löslicher Gummierung sind schon aus den ersten Tagen der Briefmarke bekannt. Sehr hartnäckig und heute kaum noch abzulösen ist zum Beispiel die Knochenleimgummierung klassischer österreichischer Briefmarken.

 

Auch aus späterer Zeit sind schwer zu lösende Gummierungen bekannt. Die Probleme bei modernen Marken hängen meist mit den selbstklebenden Gummierungen zusammen. Es gibt Fälle wie z. B. Deutschland, wo sich zwischen Gummierung und Briefmarkenpapier eine wasserlösliche Schicht befindet. Diese Marken lassen sich weiterhin mit Wasser vom Briefumschlag ablösen, es dauert nur etwas länger. In anderen Ländern wird auf diese wasserlösliche Zwischenschicht aber verzichtet. Solche Marken lassen sich daher mit Wasser nicht mehr oder kaum ablösen. Hier kann in der Tat, wie Sie schreiben, Benzin helfen – freilich muss es Wundbenzin sein, wie man es auch zur Wasserzeichenbestimmung verwendet.

 

Aus den USA hören wir von einer Substanz namens Limonen, die dort als Raumspray verwendet wird. Auch hier handelt es sich um einen Kohlenwasserstoff, der aber schwerer brennbar ist als Benzin und auch nicht die gesundheitlichen Gefahren von Benzin aufweist. Da er nicht so schnell verdampft, ist er vermutlich auch für das Ablösen von Briefmarken besser geeignet, da die Einwirkzeit länger ist. Wir haben in der Redaktion bisher aber keine Erfahrungen mit dieser Substanz. In Frankreich wird gern der Fleckentferner „Eau écarlate“, zu deutsch Scharlachwasser, verwendet, der allerdings leicht entzündlich und nicht unbedingt gesundheitsförderlich ist. Auch mit diesem Präparat liegen keine Langzeitstudien vor.

 

Mit freundlichen Grüßen

MICHEL

 

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